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Früher war alles besser

- von Nicolai -

Es war einer dieser lauen Sommerabende. Nichts Böses ahnend lag ich in meiner Hängematte, den Waffengürtel griffbereit in meiner Nähe, als das Unheil seinen Lauf nahm.

Ein Postreiter ruft Dir aus einiger Entfernung zu, dass Du neue Post hast!

Huch? Post? Na wer kann da was von mir wollen? Oha, ein Einschreiben von Kloiren Eisenhelm, unser ehrenwerter Struvkommandant wünsche mich zu sprechen und zwar schneller als sofort.

Meine gemütliche Hängematte vermissend machte ich mich auf, den alten Haudegen zu besuchen, mit großer Spannung, was er nach so langer Zeit der absoluten Funkstille von mir wollen könnte.

Du stehst in einem Raum, der sich gewaltig von den anderen Räumen des Struv unterscheidet. Überall stehen kostbare Möbel, die Regale sind voll mit Pokalen, Auszeichnungen, Büchern und Urkunden, ein unglaublich pompöser Schreibtisch wurde in die Mitte des Raumes gewuchtet und in dem flauschigen Teppich scheinst Du zu versinken.

Es gibt einen sichtbaren Ausgang: norden.

Brieseltrim Grieselhuck der Kommandant des Struv.

Du stehst still.

Du salutierst vor Brieseltrim.

Du fragst Brieseltrim nach Einschreiben.

Brieseltrim sagt: „Also Nicolai dann hör mal zu! Seit bald fünf Jahren warte ich nun darauf, dass Du Deinen Bericht ablieferst. Und alles was ich lesen kann ist so ein komischer Aushang, der nicht mal die Bezeichnung ‚Versuch‘ verdient.“

Du nickst zustimmend.

Brieseltrim zieht Dich an sich heran.

Brieseltrim flüstert: „Pass auf! Ich mag Dich nicht und Du magst mich nicht. Aber schau Dich doch mal in der Kämpfergilde um. Mit uns steht es nicht zum Besten, die großen Kämpfer von einst sind verschollen, Nachwuchs reift nur spärlich heran, die Riege der Generäle wird zunehmend von Wursties bevölkert, die jungen Talente wandern ab, weil keine Ausbilder zur Verfügung stehen.“

Du erwiderst: „Nun so ist eben der Lauf der Dinge, doch was hat das mit mir zu tun? Mein Familienoberhaupt ist über diese Entwicklung auch nicht eben traurig, um ehrlich zu sein.“

Brieseltrim bekommt einen hochroten Kopf.

Brieseltrim schnaubt: „Nicolai, nun stell Dich nicht so an! Du wirst diesen Bericht schreiben, dafür werde ich Dich zum Zalkh’Batar befördern und Du wirst die nächsten Generationen im Kampfe ausbilden. Du selbst hast Dir eine Frist von fünf Jahren gesetzt, eine Frist, die in diesen Wochen ausläuft und nun fordere und _verlange_ ich diesen Bericht von Dir.“

Brieseltrim ist wieder etwas gefasst.

Brieseltrim sagt: „Das wäre dann alles, Soldat. Wegtreten!“

Gerade als Ich mich umdrehen wollte, hielt mich Brieseltrim noch einmal zurück.

Brieseltrim sagt: „Damit Du auch an Deine Aufgabe erinnert wirst, gebe ich Dir einen Azubi mit, auf dass Du Dein Wissen weitergibst und an deine Pflichten denkst.“

Brieseltrim winkt einen Elfen aus dem Hintergrund zu sich her.

Lord kommt an.

Lord verneigt sich anmutig.

Du ächzt.

Du denkst . o O (na klasse!)

Brieseltrim grinst.

Brieseltrim sagt: „Nun denn hinfort, und das mir keine Klagen kommen!“

Es folgte nun eine Kämpferausbildung, deren Verlauf ich wohl kaum näher zu schildern brauche, ein jeder Trves kennt das zur Genüge. Zu erwähnen bleibt, dass sich Lord überraschend tapfer geschlagen hat.

Von der Abenddämmerung überrascht, traf ich die Entscheidung, ein Nachtlager zu suchen und erst am darauffolgenden Tag zum Struv zurückzukehren. Nach kurzer Suche fanden wir ein geeignetes Plätzchen, ein wärmendes Feuer, das die Kälte der Polarregion erträglich werden ließ.

Hier endet das Wäldchen in einer gemütlichen Lichtung, auf der ein wärmendes Feuer brennt. Kleine Haufen von trockenem Moos und Laub dienen als provisorische Sitzgelegenheiten und neben dem Feuer ist ein kleiner Stapel Äste, wohl um das Feuer zu erhalten.

Es gibt einen sichtbaren Ausgang: Süden.

Ein lustiger Wandersmann sitzt am Feuer.

Ein fröhlicher Lebenskünstler.

Der fröhliche Lebenskünstler sagt: „Edle Herren, tretet näher! Betrachtet Euch als unsere Gäste und wärmt euch nur. Die Polarnächte sind tückisch.“

Dankbar nahmen wir an, legten unsere Waffen ab und ließen uns am Feuer nieder. Vor allem mein Azubi schien schon reichlich durchfroren. Der Abend wurde uns nicht lang, da der Wandersmann uns mit seinen Liedern gar vergnüglich die Zeit vertrieb. Wir hörten viele lustige Begebenheiten, auch wenn mich der Verdacht beschlich, dass der Sänger bei jedem neuen Vortrag noch etwas dicker auftrug und die Geschichten so laufend besser wurden.

Etwas raschelt im Unterholz.

Noch bevor die anderen Anwesenden das Geräusch wahrnahmen war ich schon mit meinem Azubi ins Gebüsch gesprungen, die Waffe gezückt und bereit der Gefahr zu begegnen. Die Gruppe Orks, die gerade einige zerlumpte Gesellen ausrauben wollten, waren keine Gegner, sodass wir gleich darauf siegreich zurückkehrten mit neu gewonnenen Freunden im Schlepptau.

Nadoll kommt an.

Skribtor humpelt herein.

Magix wandelt herein.

Urald stapft herein.

Der fröhliche Lebenskünstler sagt: „Oh, noch mehr Besuch. So setzt Euch alle ans Feuer. Platz ist genug.“

Der lustige Wandersmann seufzt: „Diese verdammten Orks! Früher hätte so was nicht gegeben.“

Urald sagte: „Nicolai, Eure Art das Schwert zu führen, ist gar meisterhaft. Lange habe ich so eine Kunst nicht mehr gesehen.“

Ich entgegnete: „Wenig Anteil habe ich selbst daran. Meine Lehrmeister Darkwing und Sky weihten mich schon früh in die tiefsten Geheimnisse der Schwertkunst ein.“

Die Anwesenden tauschen stumm einige Blicke aus. Ich bemerkte wohl, dass diese Namen auch in der heutigen Zeit noch gewichtig waren. Skribtor versuchte etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht. Der Schein der tanzenden Flammen gab mir nun zum ersten Mal Gelegenheit, unsere neuen Freunde zu betrachten.

Direkt zu meiner Rechten saß Magix, ein hochgewachsener Elf, an dessen Äußeren man schon erkannte, dass er sich der Zauberergilde zu Taramis angeschlossen hat, seine schusseligen Bewegungen ließen jedoch vermuten, dass er erst am Anfang seiner „Karriere“ stand.

Skribtor war ein komischer Geselle, ich wurde nicht schlau aus ihm. Zwar schien er groß und stark und fähig in seinen Skills; schien jedoch nichts mit seinem Wissen anfangen zu können, warum sonst war unsere Hilfe gegen die Orks nötig gewesen?

Urald war ein Zwerg wie aus dem Lehrbuch. Von oben bis unten behaart, sein langer weißer Bart war gepflegt, doch man erkannte, dass sich dahinter ein altes Gesicht verbarg. Sicher hatte er schon Äonen und ganze Zeitepochen in dieser Welt miterlebt, in seiner Tasche war eine dicke Schriftrolle.

Nadoll machte einen miesepetrigen Eindruck. Fortwährend brummelt er etwas vor sich hin, er hatte tiefe Mundfalten, die vielleicht von andauerndem Gemaule herrühren konnten. Ein unsympathischer Zeitgenosse. Lord legte ein paar Holzscheite nach, das Feuer prasselte erneut.

Nadoll moserte: „Lange vorbei ist die Zeit solcher heldenhafter Namen. Prägende Gestalten sucht man heute vergeblich. Keiner, der dieser Welt seinen Stempel aufdrücken könnte. Früher war eben alles besser.“

Urald lachte laut auf.

Urald sagte: „Früher war alles besser? Wann denn? Du wünschst Dir die alten Zeiten herbei? Zeiten, in denen es mehr Bugs als Räume in dieser Welt gab? Zeiten, in der es keine Wege gab zwischen den Gebieten? Zeiten, in denen Armageddon zweimal täglich vorbeischaute?“

Skribtor versuchte etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht.

„Was ist denn mit eurem Freund los?“ fragte Lord.

Magix antwortete: „Das ist nicht unser Freund. Er folgt uns überall hin, wir vermuten, dass da ein Skript aus den Bahnen geraten ist, und ohne Skript kann diese Person sich weder den Hintern kratzen, noch alleine reden oder den Weg von der Hochebene zum Sandtiger finden.“

Ich verstand, was Magix sagen wollte. Sicher, Skripte und Skripter hat er schon immer gegeben, jedoch wurden diese im Laufe der Jahre immer umfangreicher, aufwendiger, ja, um nicht zu sagen: schlauer. Mit immer weniger Zutun kann immer mehr erreicht werden, und so kam es nun, dass es Leute wie Skribtor gibt: Ein Riesen-Level, alle Skills auf max, selbstverständlich alle Quests an einem Tag durchgespielt und trotzdem blind wie ein Fisch im Dunklen. Keine Ahnung von der Materie, im Herzen immer noch ein Anfänger, unwissend über die Grundideen dieser Welt, eine leere Hülle, von der auf lange Sicht nichts bleiben wird. Weder der Name noch ein Ruf oder sonst was. Eine kleine Fußnote in der Morgengrauengeschichte und wenn auch die Zahl der Skripter wächst, so bleibt die Gewissheit, dass diese Leute immer kleine Wursties bleiben, die keiner vermisst, wenn sie nach Jahren die Welt ohne Wiederkehr verlassen.

Ich nahm mir vor, am nächsten Tag meinem Azubi beizubringen zwischen „guten“ und „bösen“ Skripten unterscheiden zu lernen. Die Welt wuchs ständig und so war es durchaus legitim, lange Wege mittels Skripten zu kürzen, jedoch sollte man nur eigenen Skripten trauen.

Urald meldete sich zu Wort.

Urald sagte: „Verschwendet Eure Zeit nicht mit so komischen Vollskripten, die kommen und gehen und werden ebenso schnell vergessen wie sie gekommen sind. Lasst euch jedoch eins sagen: Früher war weder alles besser noch alles schlechter.“

Nadoll hob an etwas zu sagen.

Urald sagte: „Früher war nur alles anders.“

Diese Worte fanden breite Zustimmung.

Urald sagte: „So lasst mich etwas aus meinen Aufzeichnungen erzählen, als dass Ihr ein paar wichtige Entwicklungsschritte und Veränderungen erfahrt.“ Urald breitete seine Schriftrolle aus und begann in monotonem Tonfall, einige Eckdaten der Weltgeschichte zu verlesen.

Apr. 1993: Die Polarregion eröffnet

Jun. 1993: Die Schreckensspitze ist zugängig

Nov. 1993: Anschluss F&E

Dez. 1993: Genesis-Höhle wird entdeckt

 

Mä. 1994: „töte alle“ ist möglich :)

Apr. 1994: Anschluss der Quest „Eilige Briefzustellung“, Generationen von Briefträgern werden folgen

Jun. 1994: Die erste Teufelsgeige wird vermisst

Jul. 1994: Das Tal der Lupinen erblüht *zitter*

Sep. 1994: Unterschiedliche Rassen haben nun auch unterschiedliche Eigenschaften

Okt. 1994: Zardoz‘ schwarzer Monolith erscheint

Dez. 1994: Die ersten Abenteurer sterben in Moron

 

Feb. 1995: Cronoertal wird angeschlossen, Taramis folgt bald :)

Mai 1995: Sam Harkwind verliert sein erstes Logbuch

Jul. 1995: Cu Sith frisst den ersten Seher

Jul. 1995: Eine Karawane zieht nach Fernwest

Aug. 1995: Das Chaos hält Einzug *wuah*

Okt. 1995: Erste Topliste der Rodler: Es führt Ryne vor Zürileu und Yeti

 

Beg. 1996: Die Para-Welt wächst und gedeiht

Mai 1996: Kleriker gibts nun auch im Mud

Sep. 1996: Elholdriel wandert durchs Morgengrauen

Dez. 1996: Trves als Gilde angeschlossen

 

Jan. 1997: Der Weghier hat seine Ausbildung zum Trves abgeschlossen

Feb. 1997: Zum ersten Mal stibitzen die Seherräuber eine Geldbörse

Jul. 1997: Zaubertränke werden nun durch ein Orakel verkündet

Okt. 1997: Markierungspflicht für Zweitspieler

 

Jan. 1998: Meister Rikus ist für die Forscherpunkte zuständig

Feb. 1998: Die Zwergenheimat wird ausgebuddelt

Feb. 1998: übertanken/Vortanken geht :>

Jul. 1998: Die Objekt-Balance tritt in Aktion

 

Jan. 1999: Rochus entwickelt den Teamkampf – Neue Ära im Mud beginnt

Apr. 1999: NPC-Balance tritt in Aktion

Nov. 1999: Ein junger Magier namens Zook wird EM :)

Dez. 1999: Erste Änderungen im Lichtsystem – Jof stehe uns allen bei

 

Jan. 2000: Der Bonus der alten Säcke fällt (Zts als Stupsbringer)

Feb. 2000: Mit den Tanjian zieht eine neue Gilde ins Morgengrauen

Aug. 2000: Eine Heilungs-Balance gibts nun auch

Okt. 2000: Keine Schwankungen mehr bei den Stupsen – Fluch und Segen

 

Mai 2001: Umwertung der XP-Wertigkeit

Aug. 2001: Gott Boing tritt in den Ruhestand

 

Jul. 2003: Mit den Dunkelelfen gibt es eine weitere Rosinengilde

 

Magix unterbrach: „Einen Augenblick. Zwei Dinge interessieren mich hier nun schon. Was ist mit ‚Rosinengilde‘ gemeint, und zum zweiten fällt mir auf, dass die Jahreseinträge immer weniger werden, wie kommt das?“

Nadoll meinte: „Früher war eben alles besser“

Skribtor versuchte etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht.

Urald erklärte: „Nun hauptsächlich werden die Einträge weniger, weil man aus heutiger Sicht noch nicht sagen kann, welche Ereignisse sich für die Zukunft als wichtig, markant oder entscheidend erweisen werden, das muss die Zeit bringen. Und Rosinengilden …“

Er stockte.

Ich half ihm: „… sind Gilden, die sich aus bestehenden Gilden die Rosinen rauspicken, daraus einen Kuchen backen und sich dann am Geschmack erfreuen.“

Nadoll meinte: „Früher war eben alles besser.“

In der Tat war die Entwicklung der neuen Gilden bedenklich. Mit Tanjian und Dunkelelfen waren nun Alleskönner im Morgengrauen. Nicht mehr wie Trves oder Zauberer auf ein Metier (Magie oder mechanische Attacken) beschränkt, nein, die neuen Gilden haben nicht nur alle Schnellkampf Schutzsprüche und Waffenskills, zudem sind keinerlei Einschränkungen vorhanden, was Rüstungen angeht und obendrauf ist den Gilden ein großes Maß an Spells gegeben.

Ich kam ins Grübeln.

Wie sollte es mit solchen Gilden weiter gehen? Dermaßen starke Gilden haben zur direkten Folge, dass die Monster immer stärker werden, damit es auch weiterhin Herausforderungen gibt. Natürlich haben starke Monster dann auch Top-Items dabei, die die Spieler wieder stärker machen, sodass diese nach größeren und stärkeren Monstern verlangen. Eher schwächere Gilden wie Bierschüttler oder Karateka würden bei dieser Entwicklung auf der Strecke bleiben und aus dem Mudleben verschwinden. Vielleicht würde sich ja der ein oder andere Exot noch finden, der so eine „Randgilde“ spielt, aber die Musik würde in anderen Gilden spielen.

Sollte Nadoll vielleicht doch Recht haben und früher war alles besser?

Erschrocken über mich selbst verwarf ich diesen Gedanken rasch. Nein, das konnte man wirklich nicht sagen, aber eine Entwicklung hin zu den Rosinengilden war durchaus absehbar. Daran hatten die Magier größtenteils selbst Schuld. Die meisten wollen ein großes Übermonster haben, das Angst und Schrecken im Morgengrauen verbreitet und so dem Magier Ruhm und Respekt einbringt. Die Stärke des Monsters wird mithilfe von Testspielern tariert, wobei die Testspieler quasi nur noch Kämpfer bzw. Zauberer sind; ob das Monster nun für Bierschüttler oder Karateka metzelbar wird, ist vielen Magiern leider egal. Wären dann Gilden wie Trves und Zauberer die nächsten Gilden, die unter die Räder der immerwährenden Neuentwicklung kommen würden? Eine unangenehme Vorstellung.

Lord war eingeschlafen. Der anstrengende Tag und die Fülle an Information hatten ihm deutlich zugesetzt. Ich warf ihm eine Decke über die Beine und schaute nach dem Feuer. Dies war mittlerweile verloschen, doch als ich es wieder entzünden wollte, hielt mich Magix zurück.

Er bestand darauf, seine magischen Kräfte demonstrieren zu dürfen und wollte das Feuer mittels eines Feuerballs erneut entfachen, was ihm nach mehreren Versuchen unter den mitleidigen Blicken der Anwesenden dann doch noch gelang. Dennoch freute sich Magix wie ein kleines Kind und jubelte was von: „Hurra, endlich ein Ort, an dem meine Magie funktioniert.“

Magie – so was Albernes, wieder flogen meine Gedanken dahin. Doch was ist nun alberner: Die Magie an sich oder dass jeder Magier meint, sein Standardungeheuer muss nun dermaßen viel Magie-Immunität haben, dass vier von zehn Zaubersprüchen abgewehrt werden? Gibt es denn da keine anderen Möglichkeiten? Kurz stellte ich mir das Wehklagen in den Struvmauern vor, wenn vier von zehn Waffenschlägen ohne jeden Effekt bleiben würden …

Nadoll brummte: „Die wichtigen Einträge werden deshalb weniger, weil immer weniger Wichtiges passiert. Es ist eben nichts mehr los, früher war alles besser.“

Urald winkte ab.

Urald sagte: „Die Gründe sind wohl etwas anders. Man muss auch sehen, dass es früher ein großes Ereignis war, wenn es ein neues Gebiet in dieser Welt gab. Heute leben wir alle in einer großen, bunten Welt, die fast keine Wünsche mehr offen lässt. Aber auch die vorhandene Vielfalt ist es, die es nötig macht, bei Neuanschlüssen immer mehr zu bedenken oder auf mehr zu achten, dass sich zum Beispiel wenig wiederholt. Es wird für die Magier immer aufwendiger, das bestehende Netz noch feinmaschiger zu machen und zu vervollständigen, und obwohl die heutige Welt so gut wie alle Ansprüche erfüllt, kommt laufend Neues hinzu, auch wenn es manchmal etwas langsamer erscheint als früher.“

Skribtor versuchte etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht.

Urald ergänzte: „Und auch die Magier sind keine Übermenschen. Oft sind sie sehr dankbar und empfänglich für Vorschläge für neue Gebiete, neue Gegenstände oder Feinabstimmungen in bestehenden Gebieten. Wenn man ihnen in normalem Ton gegenübertritt, trifft man oft auf offene Ohren.“

Ich stimmte zu: „Da ist viel Wahrheit in Deinen Worten. Und wenn die Rückmeldung ausbleibt, kann das Gebiet nicht besser werden. Oftmals warten Magier auch nicht auf die Spieler, sondern ziehen mit ihren Spielcharakteren durch die Lande um selbst ihre Erfahrungen zu sammeln.“

Nadoll spuckte aus.

Nadoll schimpfte: „Pah! Magierzweities! Zu meiner Zeit musste man sich noch entscheiden, Spieler oder Magier. Beides … ja wo sind wir denn? Wie soll denn das noch enden? Warum nicht gleich ganz Spieler, Seher und Magier abschaffen? Früher war eben alles besser.“

Ich entgegnete: „Gemach, mein Freund. Es ist wichtig, dass die Magier am aktuellen Spielgeschehen teilnehmen, nur so erhalten sie einen wahren Einblick in die Spiellandschaft. Wobei die Gefahr natürlich immer besteht, dass Magier Wissen dazu benutzen, den eigenen Charakter zu erhöhen, über Forscherpunkte oder über unbalancierte Objekte, welche die Kampfkraft nach oben schrauben. Jedoch sind es bisher Einzelfälle von Personen, die dieser Verführung erlegen sind.“

Magix mischte sich ein: „Kampfkraft nach oben schrauben ist mein Stichwort!“

Magix wedelt mit einem „Zauberer-aufwerten“-Fähnchen.

Urald seufzt: „Das leidige Thema mal wieder. Halbfertige Charaktere wollen sich anmaßen, Kampfkraft und Können einzelner Gilden vergleichen zu können und so Umwertungen fordern. Was für ein Irrsinn! Junge Leute, lernt zuerst mal Eure Fähigkeiten. Dass man die Gildenfähigkeiten bis zur Perfektion beherrscht, sollte heute schon fast zu dem Basiskönnen gehören. Danach dürft Ihr Euch in die weite Welt aufmachen, Monster zu jagen, um so Schritt für Schritt Eure Level und Euer Wissen über Rüstungen und Gegenstände zu erhöhen.“

Da hatte der alte Zwerg natürlich Recht. Nie war der Unterschied zwischen einem nackten Spieler und einem voll ausgerüsteten so groß wie heute, es gab einfach zahlreiche Gegenstände, die die Kampfkraft noch einmal immens steigerten. Ich würde Hinter List den Vorschlag machen, jedem Trves die Reihenfolge: „üben, üben, metzeln, forschen“ einzutrichtern und sich – wenn überhaupt – dann danach an irgendwelchem Gejammer über Gilden und deren Stärken zu beteiligen.

Skribtor versuchte etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht.

Langsam graute der Morgen und es war Zeit aufzubrechen. Was bleibt zu erwähnen? Dank Magix wurde Nadoll zu einem handlichen Frosch, den Urald in die Tasche steckte. Den Zwerg haben wir bei der hübschen Krankenschwester und dem Opa im Rollstuhl abgeliefert, die zwei alten Herren hatten sich sicher eine Menge zu erzählen.

Skribtor steht immer noch am Lagerplatz und wird da bis in alle Ewigkeit noch versuchen, etwas zu sagen. Magix ließ sich von dem Wandersmann überreden, ein Reisender zu werden, und zündet nun allnächtens Lagerfeuer an. Lord schien durch diese Nacht gereift zu sein, er wirkte älter und erfahrener.

Vor den Toren des Struv angekommen nahm ich ihn nochmal ins Gebet.

Ich sagte: „OK dann nochmal im Klartext. Bevor Du ein ewig Gestriger wirst wie Nadoll, sieh ein, dass Deine Mudzeit vorbei ist und höre auf. Das Mud verändert sich laufend, es wird niemals Stillstand geben. Genieße die Zeit, in der Dir das Mud gefällt, aber finde den Punkt, Deine Karriere zu beenden – wenn es keinen Spaß mehr macht. Man darf die heutige Zeit kritisieren, aber aus Prinzip alles Moderne verteufeln und das Alte loben, wird Dich zum Hanswurst machen. Als Hanswurst wirst Du geboren, wenn Du an Dir die ersten Züge von Skribtor erkennst. Höre auf mit dem Mudden, bevor Du Dich lächerlich machst, wahrscheinlich wäre es für die Leute vom Schlage eines Skribtors besser gewesen, sie hätten niemals angefangen, anstatt die beste Zeit ihres Lebens mit einem Spiel zu verbringen, das sie weder verstehen noch begreifen. Lass Dich auch nicht wie Magix von anderen einreden, was Du zu tun hast. Finde Deinen eigenen Platz, setze Dir ein Ziel und tue anschließend alles, um dieses Ziel zu verwirklichen. Auch im heutigen Mud werden Dir Fehler oder Schwachstellen begegnen. Entscheide früh, auf welche Seite Du Dich schlägst; nutze den Fehler oder melde ihn. Beides ist zu überlegen, beides hat Folgen, mit denen Du leben musst, aber werde NIEMALS einer dieser Leute mit Doppelmoral. Ein Fehler wird entdeckt, aber nicht gemeldet. Entweder weil man ihn ja nochmal brauchen könnte oder er wird benutzt und dann gemeldet, wenn ihn andere auch entdeckt haben, nach dem Motto: Keiner außer mir soll ‚meinen‘ Fehler benutzen dürfen. Es ist Deine Entscheidung, aber die Leute mit der Doppelmoral wird mein Schwert durchbohren, besser Du bist nicht unter ihnen.“

Lord nickte, er hatte verstanden.

Lord betritt das Struv.

[Trves:Brieseltrim] Lord wurde von mir auf Stufe 13 befördert. Er ist jetzt im Range eines Gra’Takal!

Und so wird aus dem Schüler ein Lehrer. Ich war mir sicher, dieser Kämpfer würde seinen Weg finden. Es würde ein anderer Weg sein als der, den ich gegangen war, und das war gut so.

Über den Bergen der Schreckensspitze ging die Sonne auf. Ein neuer Tag im Morgengrauen war angebrochen.

Nicolai, im Range eines Takal’Mor

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